Zwei Drittel der Gelatieri haben ihre Heimat in den Dolomiten dem heiligen Land der Eismacher.
Das dieses in zwei kargen Tälern mit den Namen Zoldo und Cadore liegt, hat freilich einen
besonderen Grund: Früher haben sich die Menschen hier ihr tägliches Brot mit der Herstellung
von Nägeln verdient. Industriebetriebe in Verona konnten aber viel billiger produzieren,
und so ist die Wirtschaft in unserem Tal völlig zusammengebrochen. Die Menschen hatten plötzlich
nichts mehr, womit sie Geld verdienen konnten, nur noch die Milch von ein paar mageren Kühen und
reichlich Schnee.
Daraus entwickelte sich eine Geschäftsidee: Gefrorenes Speiseeis wurde hergestellt und dort
verkauft wo man es noch nicht kannte. Und die Spezialität aus dem Zoldo-Tal erfreute sich im
Norden großer Beliebtheit. Um die enorme Nachfrage decken zu können, wurden immer mehr
Verwandte aus der Heimat geholt, die fleißig bei der Herstellung mitanpackten.
Heute wird die Produktion von Speiseeis ja maschinell erledigt, aber damals brauchte man
starke Männer, die Milch und Zucker kräftig durchmischen konnten weiß Riccardo. Viele der
Italienischen Wirtschaftsflüchtlinge wurden auf diese Weise erfolgreiche Geschäftsleute,
einige von ihnen gingen sogar in die Geschichte ein. Wie ein Mann namens Marchionni, der
um 1900 eine zündende Idee hatte: Er rollte die bisher flachen Waffeln zu einem Tütchen
zusammen - das Eisstanitzel war geboren. Wir verlassen österreich Ende Oktober, dann
werden ein paar Wochen Ferien gemacht, wobei ich selbst am Urlaubsort nach exotischen
Obstsorten suche, die man zu Eis verarbeiten könnte. Viel Zeit zum Ausspannen bleibt
ohnehin nicht, denn bereits im November erwacht die Heimat der Eismacher zu neuem Leben:
Dann öffnet im benachbarten Städtchen Longarone die weltweit einzigartige Eisschule. In
der Schule werden talentierte Nachwuchskräfte zu staatlich anerkannten Speiseeisherstellern
ausgebildet. Von den wichtigsten Hygienebestimmungen über Betriebswirtschaftslehre bis hin
zur richtigen Obst Dekoration - all diese Bereiche müssen beherrscht werden.